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Johannes Nickel, Steinbrüche

Der gelernte Bergmann Johannes Nickel kam 1876 mit seiner Familie aus der Gegend von Weilmünster nach Gießen und arbeite in der dort boomenden Bauphase im Straßenbau. Das Material, das der täglich unter seinem Hammer hatte, waren Steine und Schotter aus Basalt. Basalt gab es in der ehemaligen Vulkanlandschaft um den Vogelsberg und um Amöneburg herum genügend. Bald erkannte er, dass sich mit Schotter Geld verdienen ließ und pachtete 1881 von der Gemeinde Wieseck nahe Gießen ein Grundstück mit Basaltvorkommen und gründete das Steinbruch-Unternehmen Johannes Nickel. Die Geschäfte liefen gut, so dass er bald weitere Steinbrüche in Rudingshain bei Schotten am Rande des Vogelsberges und in Dreihausen, am Fuße des weithin sichtbaren Vulkankegels der Amöneburg gründete. Auch in Allendorf/Lumda und Grüningen südlich von Gießen ließ er Basalt zu Pflastersteinen und Schotter verarbeiten.

1897 zog er mit seiner Familie nach Ober-Widdersheim (zwischen Hungen und Nidda). Dort bestand schon früher ein Steinbruch, den Nickel wieder in Betrieb nahm.

Seine beiden Söhne Friedrich Nickel und Karl Nickel stiegen in den Betrieb ein und halfen bei der Einführung von technischen Geräten und Verfahren, so dass immer mehr Gleisschotter für die Bahn produziert werden konnte. 1900/01 wurde die Ohmtaleisenbahn gebaut, die insbesondere auch einen Gleisanschluss zu den Steinbrüchen in dieser Region hatte. Die Strecke wurde noch lange nach Einstellung des Personenverkehrs für die Steinbruchindustrie weiter betrieben, bis auch diese, wie viele anderen Nebenstrecken, 1991 stillgelegt wurde.

Auch Nickel war per Bahngleis an das Bahnnetz angeschlossen. In den Güterzügen konnten mittels einer Verladeanlage bis zu 600 Tonnen Schotter und Steine pro Stunde verladen werden.

In den 1920er Jahren stieg Nickel auch in die Produktion von Straßenasphalt ein. Während des Baubooms in den 1930er und Anfang der 1940er Jahren arbeiteten alleine im Werk Ober-Widdersheim bis zu 220 Arbeiter, zusammen mit den anderen Werken waren es an die 1000.

1945 übernahm der Enkel Friedrich Karl Nickel die Geschäftsleitung. Er weitete das Unternehmen durch Gründung neuer Steinbrüche aus und trieb die Technisierung weiter voran. Hier musste er häufig Überzeugungsarbeit gegenüber der aufkommenden Naturschutzbewegung leisten. Den größten Auftrag erhielt er in fortgeschrittenem Alter mit der Lieferung von 140 000 Tonnen Asphalt für die neue Nordwest-Landebahn des Frankfurter Flughafens. Karl Friedrich Nickel starb 2003 im Alter von 80 Jahren.

Ihm folgte in vierter Generation Dr. Bettina Nickel mit ihrem Bruder Johannes Nickel, die die Geschäfte bis heute fortführen.

Das Unternehmen hat in den Jahren 2004 bis 2008 viel Geld investieren, um den Betrieb zeitgemäß zu halten und alle Umweltauflagen zu erfüllen. Deshalb hat sie sich 2004 mit der Mitteldeutsche-Hartstein-Industrie AG (MHI) als Investor zusammengeschlossen, die die Mehrheit der Aktien besitzt. 46% der Anteile hält die Familie Nickel. MHI hat mehr als 900 Mitarbeiter und ist vor allem in Hessen und Thüringen mit vielen Steinbrüchen aktiv.

In Dreihausen sind noch alte Misch- und Verladeanlagen erhalten. Der Steinbruch wird weiterhin genutzt.

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